Blind…

Lautlos verlässt du den Raum und hinterlässt dieses Gefühl der Sinnlosigkeit. Hier ist alles still…leidiglich das Klimpern der Lider ist zu hören, die krampfhaft versuchen, offen zu bleiben, weil das Herz nicht versteht, was hier passiert. Du sagst nie etwas, solange du nicht gefragt wirst und wunderst dich, warum du immer alles aus der Nase der anderen ziehen musst. Auch ich bin verstummt, weil es anstrengt, nach Antworten in Augen zu suchen, da der Mund sie nicht offenbart.

Alles ist schwach geworden… und ich wünschte, du würdest einmal wieder die richtigen Fragen stellen. Es ist spät geworden…und ich bin zu müde…

…die Kluft zwischen mir…

Leben wir auf verschiedene Ebenen? Wenn wir morgen erwachen, sind wir woanders schon längst tot?

Und hab ich irgendwo anders weniger Angst als hier und jetzt? Und wenn dem so ist, bitte führe mich dort hin, wo ich mich selbst wiedererkenne…

…denn in diesem Moment, weiß ich nicht, wer ich bin und sehne mich doch so sehr danach…

Wir waren Freunde…

27.05. – Hinter mir liegt das Wochenende der Erkenntnis… sie liegt schwer auf meinem Rücken, umklammert mich von hinten und lässt keinen Zweifel aus, an dem, wer ich geworden bin. Irgendwann gehörte ich mal hier her… und irgendwann scheint jetzt zu lange her… und wenn ich jetzt könnte, würde ich gehen… zu dir!
Ich sag es ganz geradeaus… wir haben es nicht ausgekostet… so fühle ich es zu mindest. Und nein, ich glaube nicht, dass irgendetwas hiervon dich noch interessiert. Das war vielleicht mal so… vielleicht war es auch gespielt… wer weiß schon von seinem Gegenüber, welche Gedanken und Gefühle wirklich in ihm vorgehen? Was ich sagte, war Echt… belogen habe ich dich nie… wobei… vielleicht nur, wenn ich sagte, ich habe keine Zeit, obwohl ich doch nur wieder allein am Tisch vor dem Bildschirm saß… nein, nicht ganz allein… denn meist stand der Alkohol ja neben mir und dann hatte ich nicht mehr nur einen mitlaufen… doch das was ich eigentlich meine, ist, dass ich dich immer wissen lies, was ich wollte. Ich wollte dich… nicht ganz… aber so halb, weil mir nicht alles gefiel, was in deinem Leben tobte. Ich wollte dir nah sein und das Gefühl haben, dass du mich doch auch irgendwie brauchst… und zwischendurch dann meine Ruhe, meine Zeit für mich, um Herauszufinden, was ich denn nun weiterhin will. Das ist bei mir nie so ganz klar, wenn etwas beständig ist… wer will schon Beständigkeit, wenn er das Abenteuer sucht, aber bitte nicht so weit auf dem Meer, denn ich kann nicht gut schwimmen…
Und du? Was wolltest du?… das war mir nie ganz klar… du erzähltest ständig von den Frauen um dich herum, nur dass du dich nicht schnell verliebst… aber wenn, dann tust du alles für sie… mit Haut und Haaren… das konnte ich mir auch gut vorstellen bei dir… kaum etwas wusste ich von einem Menschen mehr als der Gewissheit deiner Treue anderen gegenüber… nie war ich überzeugter von der Ehrlichkeit meines Gegenüber als von deiner. Doch deine Angst, andere zu verletzen und zu enttäuschen, brachte dich immer wieder dazu, dich jedem anzunehmen… gerade erscheint mir dieser Fakt und mein unbrechbarer Glaube an deine Loyalität wie ein Widerspruch… und doch fühlt es sich ganz genau so an.

Wir waren Freunde… du und ich… wir telefonierten und trafen uns regelmäßig… und immer wieder musstest du mir mitteilen, dass du auf der Party erneut 5 neue Nummern zugesteckt bekommen hast… drei davon haben dich eigentlich nicht interessiert, aber du wolltest sie eben nicht enttäuschen… und dann saßen wir auf den Stufen vor dem Haus, in dem meine Wohnung ganz oben unter dem Dach lag. Es war mittlerweile schon wieder früh… die Sonntag Morgensonne schien jungfräulich auf uns herab und erstrahlte die Pflastersteine vor unseren Füßen. Ich war müde von der langen Nacht und du redetest von vielen Dingen, die ich heute nicht mehr weiß… aber ich weiß noch den Klang deiner Stimme… so warm, so mitfühlend, so sanft… es war das erste Mal, dass wir so lange hier saßen… und es war das erste Mal, dass du mich zum Abschied in beide Arme nahmst, mich festhieltst und wir eine gefühlte Ewigkeit so dort standen… mein Wunsch war, dass du mit nach oben kommst…damals war ich noch nicht so ehrlich… du wusstest zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass dein erster Blick damals auf der Terrasse schon alles in mir ins wanken brachte und es bis dato auch noch nicht wieder in Waage war… du gingst … und ich auch… doch wir wussten ja, wir würden uns wiedersehen. Und das war gut so, wie es war… und eigentlich sollte es nicht anders sein, denn es fühlte sich genauso richtig an und es war schön, zu fühlen … so zu fühlen… wenngleich es an den einsamen Abenden auch schmerzte… es war schön einfach…

Ein anderer Abend, ein anderes Szenario… ähnliche Bedingungen… und diesmal wolltest du nicht nach Haus… wir hatten getanzt… das erste Mal zusammen, auf dieser Party, auf der wir mit Freunden waren, die plötzlich nicht mehr auffindbar… wir hatten ja uns… und auf meine Frage, wo du denn schlafen willst – ob im Bett oder auf der Couch – kam deine Antwort:“Hier schläft niemand auf der Couch“ in Begleitung mit einem stürmischen Kuss und dem Fall auf das Bett und dann noch die Worte: „Ich find dich so heiß“… ab jetzt wankte nichts mehr in mir – ab jetzt fiel ich – ich wusste damals nur noch nicht wohin, denn am nächsten Morgen erwachten wir etwas beschämt, obwohl eigentlich nicht viel passiert war… das wolltest du nicht, weil du Angst hattest, dass alles so ungeklärt war. So ganz verstand ich das nicht – war es bei anderen doch nicht anders.
Ich dachte nicht, dass sich etwas geändert hätte, aber du redetest plötzlich um etwas herum, dessen Punkt ich genau wusste, von dem ich aber gar nicht dachte, dass wir ihn jetzt mit dieser Nacht setzen würden… denn es war Musik im Spiel und es begleitete uns der Alkohol und da sprudelten die Emotionen hoch… und heute war alles wieder im Lot… da war auch kein Wanken mehr, denn ich spürte noch deine Lippen auf meinen und danach hatte ich mich gesehnt und ich sagte dir: „Hey alles gut… wir hatten etwas Spaß und es war schön… und jetzt sind wir noch Freunde…“ Ich wollte gar nicht mehr… Bedürfnisse befriedigt… und du gingst… und ich blieb… denn wir wussten ja, wir würden uns wiedersehen. Und das war gut so wie es war… und eigentlich sollte es nicht anders sein, denn es fühlte sich genauso richtig an und es war schön, zu fühlen… so zu fühlen… wenngleich es an den einsamen Abenden auch schmerzte… und jetzt plötzlich sogar auch etwas mehr… denn es war gar nicht mehr so schön einfach…

Es änderte sich nichts… nicht sichtlich… nur ich änderte mich in mir…ich hörte mir deine Geschichten über deine Eroberungen an, doch es störte mich… du erzähltest von der Suche nach der Liebe und im gleichen Atemzug erörtertest du mir, dass du mich näher kennen lernen willst und wir dann ja sehen, was aus uns wird… ich stimmte dir zu, weil ich es auch so wollte… weil du mir fehltest, wenn du nicht da warst und dann sehnte ich mich nach Ruhe, wenn wir uns öfter sahen… die Emotionen waren aus dem Sack und es meldete sich die unbeständige Beständigkeit – auch wenn das wahrscheinlich nicht so viel Sinn ergibt… und letztendlich ließen wir ein „uns“ aus… da waren unüberwindbare Unterschiede… dein großes Ego und gleichzeitig großes Herz hingen an vielen Masten der Stadt… und ich – die kleine blaue Blume, die zwischen den Pflastersteinen herauslugte, sich gen der Sonntag Morgensonne reckte, vor den Stufen auf denen wir einst saßen… wir gehörten nicht zusammen – nicht so –

Wir waren Freunde… du und ich… wir telefonierten und trafen uns regelmäßig… und immer wieder musstest du mir mitteilen, dass du auf der Party erneut 5 neue Nummern zugesteckt bekommen hast… drei davon haben dich eigentlich nicht interessiert, aber du wolltest sie eben nicht enttäuschen…

Und doch war alles anders… denn auch wenn du der Sonne näher warst als ich, spürten wir immer wieder dieses Verlangen… du nach mir und vielmehr noch ich nach dir… und du wann immer sich die Möglichkeit bot, dann kamst du zu mir ins Bett, um mein erneutes Wanken wieder zu Fall zu bringen … ich zeigte dir deutlich, was ich will… und du sagtest mir, was du willst… doch keiner von uns ließ es je ganz zu… „Wir sind doch Freunde…“, waren die Worte, die in meinem Kopf zurück blieben, als du mich nach der letzten gemeinsamen Party nicht mehr bis zur Tür brachtest, die gleich um die Ecke lag… und es tat weh… doch das sagte ich dir nicht mehr… ich sagte dir gar nichts mehr… du gingst… und ich ging auch… und wir wussten nicht, dass wir uns nicht mehr wiedersehen… nicht mehr so…

Alles war anders… wir kennen uns nicht mehr… ich dachte, es sei einfach vorbei, trotz dass ich dich schrecklich vermisste… doch hinter mir liegt das Wochenende der Erkenntnis… sie liegt schwer auf meinem Rücken, umklammert mich von hinten und lässt keinen Zweifel aus, an dem, wer ich geworden bin. Irgendwann gehörte ich mal hier her… und irgendwann scheint jetzt zu lange her… und wenn ich jetzt könnte, würde ich gehen… zu dir – um zu beenden, was du begonnen hast…

Wenn ich jetzt könnte… wäre es doch noch nicht zu spät!