Die Welt geht vor die Hunde…ich geh einfach mit ihr mit…

Die Bilder zeigen lachende Gesichter in unbeschwerten Momenten, die im Hintergrund gar nicht so friedfertig waren. In Wahrheit verstecken sich unendliche Tränen und negative Gefühle in dieser Zeit, in der ich offenbar kein Platz mehr habe. Woher kommt dieser tiefe Glaube, keine Funktion mehr zu erfüllen? Nichts ergibt mehr einen Sinn, nichts ist wirklich mehr für mich gedacht…eine Spielfigur auf einem Spielfeld, die sich nach dem bewegt, wie sich die anderen geben, aber ohne dabei irgendwie relevant zu sein. Ich scheine nur noch ein Schatten zu sein… fast schon ein Wunder, dass ich ein eigenes Spiegelbild besitze, irrelevant ob mir gefällt, was ich da betrachten kann.

…die Kluft zwischen mir…

Leben wir auf verschiedene Ebenen? Wenn wir morgen erwachen, sind wir woanders schon längst tot?

Und hab ich irgendwo anders weniger Angst als hier und jetzt? Und wenn dem so ist, bitte führe mich dort hin, wo ich mich selbst wiedererkenne…

…denn in diesem Moment, weiß ich nicht, wer ich bin und sehne mich doch so sehr danach…

Vorwärts im Kreis…

Wie kann es sein, dass sich etwas so schwer und doch gleichzeitig so leicht anfühlen kann? Wie kann ich mich zur selben Zeit glücklich und doch verletzt fühlen? Schließen sich diese Emotionen nicht gegenseitig aus? Wenn ich darüber nachdenke, war ich in meinem Leben sehr oft sehr traurig und es war dabei doch auch immer schwer und war ich glücklich, fühlte sich alles leicht an. Aber nie war beides zur gleichen Zeit anwesend. Lediglich war ich mir in manch negativ bewegten Momenten bewusst, dass ich mich eigentlich glücklich schätzen müsste.

Alles hat sich irgendwie so verändert. Die Zeiger der Uhren aller haben sich weiter gedreht. Das Leben von jedem, den ich kenne, oder besser, die ich kannte, gingen und gehen weiter und so auch meins. Aber dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass ich stehen geblieben bin und allen beim vorwärts gehen nur zusah. Das erste Mal werde ich jedoch die Vermutung nicht los, dass ich immer allen davon rannte und sie mich gehen ließen, weil sie nicht mehr hinterher kamen. Nicht weil ich so schnell nach vorn ging, sondern eher jede Ecke erkundete und über Abgründe lunschte. Voran gekommen bin ich nie gut, aber ich könnte Bücher füllen mit Geschichten über Gefühlen, denn davon habe ich eine Menge erlebt… und nicht nur das… ich habe sie mit voller Wucht gerammt, in mir aufgenommen und tief erforscht… um ihnen dann davon zu rennen. Aber ich habe mich immer wieder umgedreht. Ich habe jede Emotion wieder und wieder erlebt und ich sehe noch heute jeden Menschen, der dabei eine Rolle spielte. Und viele kann ich dabei nicht los lassen… los lassen fällt mir schwer… unsagbar schwer. Deshalb stürze ich wieder und wieder in alte Schluchten und dann ist es, als beginne ich von vorn mit dem davon rennen. Bedeutet das, ich renne eigentlich immer nur im Kreis?

Mehr anders wollen…

Ich will mehr… sowas hört man oft. Es gibt dabei diese sich beklagenden Menschen über das was sie nicht haben in ihrem Leben, das sie sich doch irgendwie selbst gestaltet haben. Und es gibt die, die Angst haben, zu verlieren, was sie sich aufbauten, durch andere, die etwas anderes wollen und dafür kämpfen. Menschen mit Geld und Sicherheiten, die um ihren Status bangen, während anderes um sie herum zerbricht und stirbt – Blindheit an jeder Ecke, angrenzend an Kanten, die abgeschliffen werden, um sich ja nicht zu verletzen, sollte man doch mal darüber hinaus blicken.
Meine Hände bluten, weil ich jedem einzelnen dazu verhelfe, so weiter zu machen. Ich trage meinen Teil dazu bei, und das mit vollem Bewusstsein, weil ich genau zwischen ihnen stehe. Ich habe nicht viel, aber auch nicht wenig… meine Möglichkeiten sind beschränkt, weil ich dafür selbst gesorgt habe, nachdem mir dieser Weg durch andere geebnet wurde.
Und nun versuche ich mich in diesem System zurecht zu finden und scheitere immer wieder daran, weil ich viel zu viel Angst davor habe, dieses Bewusstsein zu verlassen und einfach aufs ganze zu gehen … und das zu tun, wonach mein Herz schreit… ich habe es einfach… kann ich es doch auf gewisse Umstände schieben, für die ich Verantwortung trage, doch im Gegenzug zu anderen, weiß ich eigentlich ganz genau, was ich will. Nur nicht wie ich es umsetzen kann. So gehe ich weiter in diese Richtung, in die ich schon mein ganzes Leben lang gehe. Als liefe ich auf Schienen, in die ich eingelassen wurde, angebunden an Stromleitungen, die mich immer weiter führen. Zwischenstationen an denen ich hinaus werfen kann, was bis dahin mein Kopf an Ideen zusammen sponn…

doch nein… HALT … STOPP… diese Fahrt wird mir zu schnell… der Motor raucht schon und ich verpasse das, was man doch Leben nennt. Es scheint als renne jeder hinter etwas her, das er überholen will, um dann wieder was anderes zu wollen… wo ist da das Ende? Wo ist da ein Ankommen? Auf dem Totenbett, auf dem man sagen kann, man sei an allem vorbei gerannt, nur um irgendwie dazuzugehören und am Ende festzustellen, dass man nicht mal zu sich selbst gehörte?
Und ja, vielleicht trägt man Ballast auf den eigenen Schultern, der schwerer wiegt als das eigene Gewicht und vielleicht hat man Zweifler um sich herum, die schlecht darüber reden, welchen Weg man geht und vielleicht fällt man auch unendlich tief, weil dieser eine Schritt ins Leere traf… na und? Wollen wir uns ewig fragen, was gewesen wäre, wenn wir uns getraut hätten, zu tun, wovon uns die abhalten, die eigentlich kein Teil unseres Lebens sind? Die dafür sorgten, dass es uns schlecht ging? Die uns nicht kannten? Die uns auferlegen wollten zu leben, wie sie? Die, die nicht unser Leben leben…?
Woher wollen wir wissen, was alles Früchte trägt, wenn wir doch gar nicht wissen, wie der Boden unter unseren eigenen Füßen beschaffen ist, der uns einfach so dargelegt wurde?

Schauspiel…

Es ist mal wieder Zeit… endlich mal wieder Zeit für mich… und es gibt so viele Dinge zu sagen, die in meinen Gedanken brach liegen und auf mein Herz drücken… ich will schreien: „Ja, ich bin anders und ja, ihr versteht mich nicht… und nein, eigentlich ist das nicht schlimm, weil ihr ja auch akzeptiert sein wollt, wie ihr seid… und warum könnt ihr dann nicht mich sein lassen, wie ich bin…?“

Es ist schwer, so schwer, in all den Schatten zu leben und sich selbst nicht darin zu sehen. Es ist schwer nicht zu wissen, wohin man soll, wenn all der Lärm über einen hereinbricht.
Und noch viel schwerer ist mein Herz… weil ich all die Dinge in mein Leben lade, die ich selbst doch so verachte… nein, nicht verachte… ich wollte nur nie so werden, wie die Menschen, die sie in ihr Leben integrieren. Ist es nicht eigentlich wichtig, seine Zeit damit zu füllen, was einen ERfüllt? Immer wieder habe ich mich gefragt, warum jemand etwas tut, dass seinem Wert nicht entspricht… und heute muss ich erkennen, dass ich seit Monaten nicht mehr getanzt habe und seit Wochen nicht mehr mit Leidenschaft gebacken… dass ich ewig nicht mehr an meiner Gitarre saß und dass ich den Traum, der seit mehr als zwei Jahren in mir keimt, keine Beachtung mehr schenke, weil es plötzlich Dinge gibt, die erledigt werden müssen, aber eben all meine Zeit beanspruchen… was dabei mit mir passiert, scheint keiner zu merken… und das macht es umso trauriger, weil es mir zeigt, dass mir keiner so nah ist, dass er mich kennt… so kennt, dass er mich warnen kann:“Hey, du bist nicht mehr…“.
Ich glaube, ich war niemals so allein, wie in dieser Zeit, in diesem Jetzt, in dieser Realität… ich versuche auszubrechen, etwas besser zu machen… und doch lande ich immer wieder in dieser Einsamkeit und dieser Sehnsucht. Ich frage mich, was kann ich tun, damit es besser wird. Ich gehe jegliche Möglichkeit durch, die ich sehe… und erkenne nur Mauern und eiserne Stangen um mich herum, teilweise wohl auch aus Gold, die mich dennoch einsperren. Ist es manchmal besser, weniger zu haben, um sich zu trauen, auszubrechen?

Ich stehe jetzt eben hier… ich schaue von oben auf all das, was ich bin, herab… da seid ihr und da bin ich… ich schweige während ihr redet und manchmal gibt es einen, der mir sagt, ich müsse offener werden oder aus mir heraus kommen… und es gibt andere, die sagen, ich müsse mich ändern oder die fragen, was mit mir los sei, weil ich so ruhig wäre… und es gibt die, die einfach ignorieren, dass es mich gibt, oder sich lustig machen oder ausnutzen, ihren Unmut an mir auslassen zu können… und egal welches Schauspiel sich mir bietet, ich selbst schau einfach nur zu… und lache oder weine oder stammel… und warte darauf, irgendwo sein zu können, wo ich ich bin… und bin ich dort angekommen, vernehme ich nur noch den Lärm… Laut ist modern… aber ich… ich bin leise… und werde ich laut, dann bin ich aus der Haut gefahren und längst nicht mehr bei mir. Vielleicht ist das das Maß, mit dem man mich messen kann…

Es ist Zeit „Gute Nacht“ zu sagen, auch, wenn ich das eigentlich nicht will…. was ich will, ist Zeit…Zeit, um zu sagen, was ich will… Zeit, um zu finden, wohin ich weitergehen will…
Doch jetzt… Traurigkeit aus, gute Miene an… Schauspieler sein…

Aus eurem Holz…

Alles ist wieder still… und in mir drin, da ist die Lücke zurück… die, die ihr hinterlassen habt und die ihr selber nicht mal in der Lage seid, sie jemals auszufüllen. Es ist, als zeige jeder Einzelne ein Stück von dem, das zu mir gehört. Ein Puzzleteil nach dem anderen, das mich zusammen setzt.

Ich bin das Ende der Schlange, die letzte Generation unserer Geschichte und jeder gab ein Stück von sich selbst an den nächsten Weiter… am Schluss wurden sie so schwer, dass ich vergaß, dass ein wesentlicher Bestandteil wichtig ist, wenn ich auf meinen Beinen stehen will: mein eigener Anteil…

So stehe ich auch heute noch zwischen… hinter… neben euch… unsichtbar… nicht Realität, weil ich erlogen bin aus den Stücken eurer eigenen Wahrheiten…

Ich-selbst

Es ist Zeit, der Vergangenheit in die Augen zu sehen und in ihr hässliches Gesicht zu spucken… ihr zuzuschreien: „ICH SCHEIß AUF DICH…“ … offenbaren, umdrehen und weitergehen … und sie sein lassen, weil sie dazugehört, doch sie nicht weiter auf dem Rücken tragen.
Sie ist verpackt in tausend Dinge, um sie zu verschönern, aus Angst, sie könnte nicht akzeptiert werden… aus Angst, man könne mich wegen ihr verstoßen… und betrachte ich diesen letzten Gedanken genau, muss ich in pures Gelächter über mich selbst verfallen… denn ich bin schon längst verstoßen, Außenseiter, nirgendwo dazugehörig… nur funktionierend, aber nicht lebendig im Leben… weil ich versuche, zu sein, der ich nicht sein kann und weil ich immer wieder daran scheitere… weil ich immer wieder un-authentisch bin… werde ich am Rand stehen gelassen und streife ich zufällig nochmal einen ihrer Wege, wird mein Gesicht nicht erkannt…

Ich sollte mich also fragen: Worum bemühe ich mich eigentlich? Und warum stehe ich nicht zu mir, wenn ich doch weiß, dass diese Versuche, jemand anderes zu sein, absolut und kläglich scheitern?… wieder und wieder…

Die Antwort folgt auf den Fuß: … weil ich nicht weiß, wer ich bin… weil ich nicht weiß, was ich will … weil ich nicht weiß, wie ich ich selbst sein kann…

Ich bin ein Künstler, weil ich gekünstelt bin… und vielleicht bin ich nur eine Hülle, voller Dinge, die von außen in mich hineingelegt worden… vielleicht gibt es ein „ich-selbst“ einfach nicht!